Neueste Ausgabe : 23 April 2022
Es ist nicht nur die Musik, die Leipzig ausmacht. Auch die bildenden Künste sind hier stark vertreten dank der Hochschule für grafische Künste (HGB). Dank Werner Tübke oder Neo Rauch ist die „Leipziger Schule“ sowie die sogenannte „Neue Leipziger Schule" in Künstlerkreisen weltweit bekannt. Galerien in der Stadt wie das G2 geben einen schönen Überblick über das Schaffen vor allem von Vertretern der Leipziger Schule.
Aber um das Aufkommen zeitgenössischer Kunst, die eine ganz andere Facette von Leipzig zeigt, in vollem Umfang zu messen, sollte man in den Westen von Leipzig nach Lindenau-Plagwitz fahren. Damals, vor dem Bau der Fabriken herrschte in den Leipziger Vororten ländliche Idylle. Die ansässige Baumwollspinnerei entwickelte sich zur größten in Europa, bevor 1992 endgültig die Produktion eingestellt wurde.
Der teilweise heruntergekommene, verlassene Ort wurde seitdem von Künstlern und kreativen Kleinunternehmen besetzt und entwickelte sich immer mehr zum kulturellen Hotspot der alternativen Szene. Auch Straßenkünstler finden hier ein großes Ausdrucksfeld.
Aus dem verlassenen Bahnhof wurde der "Bürgerbahnhof", Gemeinschaftsgärten werden angelegt, eine neue Wohnform entsteht.
Die „Spinnerei“, die ehemalige Baumwollspinnerei, ist ein Paradebeispiel für die gelungene Wiederbelebung einer Industriebrache. Die Backsteingebäude beherbergen heute mehr als 100 Kunstwerkstätten und 11 Galerien.
Kunst in all ihren Formen ist westlich von Leipzig im Überfluss vorhanden. Das ehemalige Kraftwerk für elektrische Straßenbahnen beherbergt heute ein Zentrum für digitale Kunst und Kultur mit immersiven Videoinstallationen, 360°-Projektionen und Musik. Eine Technik, die dem Besucher direkt in das Herz eines Werkes hineinzieht. Aktuell ist es das monumentale Werk von Werner Tübke (1929-2004), „Die Anfänge der bürgerlichen Revolution in Deutschland“, das wieder zum Leben erweckt wird. 11 Jahre benötigte der Künstler für dieses Gemälde, das mit einer Grundfläche von 14 mal 123 Metern das größte Panorma Mitteleuropas ist. 27 Minuten lang taucht der Zuschauer in das Epos des Bauernkriegs ein, vibriert über den scheiternden Utopien…. Ein fesselndes Erlebnis.
Bevor wir ins Stadtzentrum zurückkehren, gibt es noch einen weiteren wichtigen Ort zu besuchen, das imposante Denkmal der Völkerschlacht, das zum Gedenken an die Schlacht von 1813 errichtet wurde, als Preußen, Österreich, Russland und Schweden gegen Napoleons Armee kämpften.
Ein Audioguide erzählt alles Wissenswertes über das zwischen 1898 und 1913 errichtete Denkmal.
500 Stufen führen zur oberen Plattform, ein Aufzug bringt Sie ein paar Stockwerke hinauf. Aber der Panoramablick ist die Mühe wert.
Nach dem Gewicht der Geschichte ist es an der Zeit, wieder ein wenig Leichtigkeit zu finden! Unser letzter Abend in Leipzig führt uns in das Kabarett, den berühmten Krystallpalast, der eines der renommiertesten Varieté-Theater Europas war und in dem Künstler wie Josephine Baker auftraten. Heute ziehen junge internationale Künstler, Akrobaten, Sänger und Musiker die Besucher in einen Wirbelsturm der Emotionen, der letztlich meiner Leipzig-Entdeckung gleicht!