Neueste Ausgabe : 24 November 2023
Weihnachten, ein Einkaufsfest? Man könnte es glauben. Schade ist auch, dass überall sogenannte Weihnachtsmärkte eröffnet werden, auf denen viel aus China importierter Schrott verkauft wird, schlechte Kopien echter traditioneller Handwerkskunst. Aus den Lautsprechern erklingen süßliche Melodien, die eine weihnachtliche Atmosphäre schaffen sollen. Sonderzüge entladen ihre menschliche Fracht, die auf die großen Märkte strömt, die dank Werbung in der ganzen Welt bekannt geworden sind. Tradition und Authentizität sind zu leeren Worten geworden.
Aber auf diese schöne Tradition der Märkte vor dem 24. Dezember verzichten? Das wäre schade, denn glücklicherweise gibt es viele, denen es gelungen ist, die Traditionen zu bewahren, auch dort wo sie an die heutige Zeit angepasst sind. Auf nach Bayern, in diese deutsche Region, in der die Menschen ihre Wurzeln nicht verleugnen und in der sich Tradition problemlos mit Moderne reimt. Eine Region, in der man es versteht, sich Zeit zu nehmen, die schönen Momente des Lebens zu genießen. Und die Adventszeit, diese vier Wochen vor Weihnachten, gehört dazu.
Erster Stopp: München. In den Adventswochen herrscht in der bayerischen Landeshauptstadt eine ganz besondere Atmosphäre: herzlich, freundlich und festlich.
Sicherlich sind die Geschäfte auch hier wie anderswo auf Kundenfang, und selbst am Flughafen gibt es weihnachtliche Stände. Aber hier wird kein Krimskrams von anderswo angeboten!
Die Tradition der Weihnachtsmärkte ist in der bayerischen Landeshauptstadt stark verankert. In Schriften aus dem Jahr 1310 wird bereits 1310 ein St.-Nikolaus-Markt erwähnt! Und es gibt ihn immer noch, auf und rund um den Marienplatz im Herzen der Stadt.
Hier findet man alles, was man zum Schmücken der Bäume und Wohnungen, zum Bauen und Einrichten von Weihnachtskrippen benötigt.
Trotz des Zustroms von Touristen – der Marienplatz ist ein Muss für jeden München-Besucher – herrscht eine herzliche Atmosphäre mit kleinen Live-Konzerten vom Balkon des Rathauses.
Nach dieser obligatorischen Passage für leidenschaftliche Krippenbauer, lassen Sie sich ganz einfach von Ihren Wünschen leiten. Jedes Viertel hat seinen ganz besonderen Weihnachtsmarkt, von traditionell bis völlig ausgefallen. Es gibt auch ein mittelalterlichen Dorfes sowie eine Märchenwelt. Es ist unmöglich, sie alle aufzuzählen!
Fast überall sind Handwerker und Künstler tätig. Beste Gelegenheit, einzigartige Geschenke und Dekorationen zu finden.
Allen gemeinsam ist das freundschaftliche Beisammensein, Geselligkeit, Live-Musik, kleine Shows. Überall wird natürlich auch gut gegessen (und getrunken). Das kulinarische Angebot ist ebenso groß wie die Atmosphäre auf den verschiedenen Märkten!
Den obligatorischen Glühwein gibt es sogar in 30 Rezepten! Sehen Sie blaue Flammen, die auf der Oberfläche einer Tasse tanzen? Dann wird „Feuerzangenbowle“ serviert: ein in Rum getränkter Zuckerhut, der auf einer Zange über einem mit Rotwein, ein wenig Orangen und Gewürzen gefüllten Topf liegt. Wenn sich der Rum entzündet, schmilzt der Zucker, karamellisiert und tropft in den Wein. Perfekt zum Aufwärmen!
In Kirchen treffen sich Gläubige und einfache Passanten, um gemeinsam zu singen und eine kurze Pause einzulegen.
Im Bayerischen Nationalmuseum in München befindet sich auch eine der größten Krippensammlungen der Welt. Wahrscheinlich auch die wertvollste.
Mehr als 6.000 Figuren und Tiere sowie rund 20.000 Teile (Gebäude, Möbel und andere Accessoires) stellen sowohl die Geburt Christi als auch Szenen des Lebens nach.
Die realistischsten kommen aus Neapel in Italien. Die Charaktere sind äusserst ausdrucksreich, Kleidung und Accessoires sind einfach großartig. Das kleinste Detail ist wichtig, bis hin zum Gericht mit Spaghetti und Tintenfisch auf winzigen Tellern!
Eine temporäre Ausstellung, Crazy Christmas, präsentiert zeitgenössische Krippen in Stilrichtungen vom Kubismus über Surrealismus bis hin zur Pop-Art.
Romantik in Nördlingen
Die an der Romantischen Straße gelegene Altstadt von Nördlingen ist von einer vollständig erhaltenen und begehbaren Stadtmauer umgeben. Häuser aus dem Mittelalter und der Renaissance prägen den kleinen Ort. Bekannt ist die Stadt auch für den Meteoriteneinschlag vor 15 Millionen Jahren, der die Landschaft prägte, nämlich den Krater der Riesebene.
Jeden Freitag und Samstag warten der Turmwächter und seine Katze auf dem „Daniel“, dem Glockenturm der Saint-Georges-Kirche, auf Besucher. Er hat sogar einen Weihnachtsbaum hinaufgetragen. Um 22 Uhr ruft er über die Dächer: „O G’sell, so“. Eine Tradition, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht.
Von dort oben ist der Blick auf die kleine mittelalterliche Stadt wirklich schön, besonders nachts.
Am Ende des Tages treffen sich die Einheimischen auf dem kleinen Weihnachtsmarkt, auf der Suche nach hochwertigen Geschenken, gutem Essen, Glühwein oder... warmem Bier! Ungewöhnlich, aber gut.
Musikalisches Programm jeden Spätnachmittag, um richtig in Weihnachtsstimmung zu kommen!
Weihnachten auf dem Schloss in Regensburg
In der schönen Stadt Regensburg gibt es drei besondere Weihnachtsmärkte zu den traditionellen. Der Lucrezia-Markt im historischen Zentrum, organisiert vom Handwerkerverband. Der in den Höfen der gräflichen Burg Thurn und Taxis mit wenigen Touristen (Eintritt kostenpflichtig) und der sehr intime gräfliche Weihnachtsmarkt im Dörnbergpark im Herzen der Stadt. Ihre Besonderheit: Es gibt ausschließlich Kunsthandwerker und Kunsthandwerker aus der Region.
Aber auch außerhalb der Weihnachtszeitist Regensburg einen Besuch wert. Die Stadt am Donauufer gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO mit unzähligen historischen Denkmälern. Mit seiner 2.000-jährigen Geschichte hat es einen unglaublichen Charme. Aber das ist eine andere Geschichte!