Neueste Ausgabe : 05 August 2019
Unmöglich, die monumentalen Säulen zu ignorieren, die sich mitten im Nirgendwo erheben. Die Königliche Saline in Arc-et-Senans im Doubs gleicht eher einem Tempel als einem Industriestandort.
Was sie jedoch war. Eine der Dauerausstellungen erzählt zudem die Geschichte des Salzes, seiner Herkunft, seiner Herstellung und alles, was sich um das weiße Gold dreht. Wir entdecken den Bau der Soleleitung aus 15.000 Fichtenstämmen, die salzhaltiges Wasser aus Salins-les-Bains brachten, den Betrieb des Gradierwerks, das Kochen in großen Öfen.
Als 1895 die Rohre der Soleleitung brachen, war dies das Ende der 1774 erbauten Saline. Aber nicht das Ende der Anlage, die von Claude-Nicolas Ledoux entworfen worden war, einem visionären Architekt der Zeit der Aufklärung.
Nach dem Durchgang durch den Eingangsbereich, fällt der Blick auf eine riesige halbkreisförmige Anlage, umgeben von Gebäuden, die einst die Schmiede, die Böttcherei und die Arbeiterunterkünfte beherbergten.
In der Mitte hebt sich das Direktorenhaus mit seinen Säulen aus Würfel- und Zylindersteinen hervor. Ein großer Kreis ähnelt einem Auge, das alles zu beobachten scheint.
„La Saline Royale, von Ludwig XV. in Auftrag gegeben, ist eines der Meisterwerke von Ledoux“, erzählt Grégory, ein leidenschaftlicher Fremdenführer.
„In Paris hatte er 80 Gebäude gebaut. Davon sind nur noch fünf übrig. Der weltbekannte Architekt, auch "Juwelier Ledoux" genannt, war nicht unumstritten. Einige Leute hatten den Eindruck, dass er nutzlose Gebäude baute, während er das Gefühl hatte, die Stadt zu verschönern.“
Das Ledoux-Museum, eines der größten, das dem Genie dieses Architekten der Aufklärung gewidmet ist, zeigt rund sechzig Modelle seiner Werke, fertiggestellt oder noch in Entwurfsform, utopisch, aber großartig. Dies ist die größte Claude Nicolas Ledoux gewidmete Ausstellung.
Mit dem Projekt Saline Royale versucht Ledoux, die Harmonie einer idealen Stadt zu schaffen. Um das Wohl der Menschen besorgt, hatte er Abschirmungen aus Obstbäumen geplant, um den Arbeitern ein wenig Privatsphäre zu gewährleisten. Die Form der Saline sollte „so rein wie der Lauf der Sonne“ sein.
Leider konnte er nur die Hälfte des Kreises vollenden … Nachdem die Saline endgültig geschlossen wurde, wurde das Gelände wie so viele andere auch, verlassen und geplündert, teilweise von einem Brand verwüstet. Dank des Kaufs durch das Departement Doubs und mehrerer Restaurierungskampagnen wurde sie vor dem Verfall bewahrt. Heute ist die Königliche Saline für ihre Architektur bekannt. Künstlerresidenzen (insbesondere Jordi Savall und sein Konzert des Nations), Ausstellungen, Konzerte und Aktivitäten für Kinder beleben den Ort.
Zu den wichtigsten Veranstaltungen gehört das Gartenfestival unter dem Vorsitz von Alain Baraton, dem Chefgärtner des Anwesens von Versailles.
Das Thema der 19. Ausgabe harmoniert perfekt mit der temporären Ausstellung, Woodstock Spirit. „Flower Power“ ist Woodstock auf der Gartenseite. Die Utopie einer Generation, ausgedrückt durch Pflanzen an einem Ort, der aus dem utopischen Geist eines Architekten geboren wurde
Das Ergebnis ? Ein Spaziergang wie eine Initiationsreise durch bunte, traumhafte Stätten. Üppig rankende, herabhängende Pflanzen erinnern an die wilden Mähnen der Festbesucher. Durch den Tunnel der Liebe geht es zu einem dunklen Teich.
Der farbenfrohe Weg führt zu einem Denkmal, wo Stacheldraht mit Blumen zusammenlebt und in dem die Gitarre von Jimi Hendrix den Sound eines Bombers heraufbeschwört….
Wenn die Nacht hereinbricht, ändert sich die Atmosphäre in den Gärten. Fröhlich und festlich, romantisch, geheimnisvoll oder auch ein bisschen beängstigend: eine geschickt durchdachte Beleuchtung unterstreicht den Charakter jeder Parzelle.
Die 400 Schüler der Landschaftsschulen und regionalen Gartenbauschulen haben psychedelische Universen geschaffen!
Die Königliche Saline, die zu einem Kunstzentrum geworden ist, beherbergt jedes Jahr eine große Ausstellung. In diesem Jahr waren es sogar zwei.
Woodstock Spirit, das auch das Gartenfest inspirierte, ist eine etwas psychedelische Ausstellung.
Vor allem der erste Teil. Ausgestattet mit Spezialbrillen tauchen die Besucher in das Herz dieses gigantischen Musikfestivals ein. Wenn Sie nach unten schauen, sehen Sie, wie das Filmmaterial tatsächlich über ihren Köpfen läuft. Mit Kopfhörern ist die Illusion – fast – perfekt.
Das Direktorenhaus begrüßt einen weiteren Visionär, der durchaus seinen Platz an einem Ort hat, der die ideale Stadt hätte werden sollen, der Traum eines utopischen Architekten. Oben auf der Treppe begrüßt Jules Verne den Besucher.
Gravuren, Modelle, Zeichnungen erwecken ein fantastisches, faszinierendes Universum zum Leben.
Absolut fabelhaft sind die Zeichnungen von Jean-Pierre Bouvet, mit den Plänen der vom Autor beschriebenen Maschinen.
Aber auch im Aussenbereich wirkt abends die Magie anlässlich der 4. und leider letzten Ausgabe der Ton- und Lichtshow, die in sieben Szenen die Geschichte des Ortes aufzeigt. Das Schauspiel der auf die Fassaden projizierten Bilder ist so fesselnd, dass wir fast die hundert Freiwilligen vergessen, die an der Inszenierung teilnehmen!
Königliche Saline
Grande Rue, 25610 Arc-et-Senans
Tel. 00 33 3 81 54 45 45
www.salineroyale.com
Übernachten in der Königlichen Saline. Wenn die Gärten bis 1 Uhr morgens beleuchtet sind, ist es magisch: Das Gelände schließt abends seine Pforten, Hotelgäste sind die einzigen, die einen Nachtspaziergang genießen können.