Vienne-Condrieu, schon bei den alten Römern sehr beliebt

Vienne ist eine tolle Stadt und hat einfach für Jeden etwas zu bieten: eine faszinierde Geschichte, ausgezeichnete Gastronomie, edle Weine und ein weltbekanntes Jazzfestival. Auf der Urlaubsroute nach Süden, fahren Reisende zu Tausenden vorbei, ohne zu ahnen, dass Vienne-Condrieu ungeahnte Schätze birgt. Es ist ein perfekter Zwischenstopp, der Lust auf Mehr macht, ein verlängertes Wochenende oder mehrere Tage Urlaub.

Neueste Ausgabe : 02 Dezember 2021

Vienne lebt nicht im Rhythmus des Dreitakt-Walzers wie die gleichnamige Stadt in Österreich am Ufer der schönen blauen Donau! Auch wenn es schon einmal vorgekommen ist, dass ausländische Touristen in die Irre geführt wurden und mit Erstaunen eine sehr französische Stadt entdeckten! Wien heisst auf französisch nämlich Vienne... Das kann schon zu Verwechslungen führen!

Die Stadt am linken Rhône-Ufer, in der eher Jazz- als Walzert-Klänge erklingen, ist noch ein Geheimtipp uner Genussurlaubern. Außer für Jazzliebhaber - sein Festival im Sommer ist seit 40 Jahren berühmt! - oder diejenigen, die sich für gallische und römische Geschichte interessieren.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, und um auch die strategische Bedeutung von Vienne in der Vergangenheit besser zu verstehen, geht es hinauf auf den  Mont Pipet von wo aus die Statue von Notre-Dame-de-la-Sellette über die Stadt zu wachen scheint.

Sportliche erklimmen die Anhöhe zu Fuß den Chemin des Amoureux (Weg der Verliebten). Bequemer geht es mit der „City Tram“ (dem kleinen Touristenzug), eine Fahrt die in den immer enger werdenden Gassen durchaus beeindruckend ist! Von der Höhe dieses Felsvorsprungs reicht der Panoramablick über die Rhône und ihre Schleifen.

Gegenüber, am rechten Ufer, liegt das Dorf Ampuis und die steilen Terrassen der Côte-Rôtie , prestigeträchtige Appellation des Rhônetals; gegenüber, in der Flussschleife, Saint- Romain-en Gal und seine fabelhafte gallo-römische Stätte ; unterhalb stürzt der Blick schwindelerregend in das das antike Theater und dieStadt Vienne und ihre architektonischen Schätze.

Das historische Herz von Vienne ist nicht groß und erkundigt sich perfekt zu Fuß. Um aber ja nichts zu übersehen, lohnt sich ein erster Halt beim Tourismuspavillon Vienne Condrieu. Allein schon wegen seiner unglaublichen 10 Meter hohen Wand: 900 Flaschen repräsentieren alle Cuvées und alle Appellationen jedes Winzers zwischen Vienne und Valence! Eine wahrhaft berauschende Idee von Olivier Sanejouand, Direktor von Vienne Condrieu Tourisme.

Schauen Sie genau hin: Diese Weinwand zeichnet die Weinbergskarte mit den Jahrgängen der Weinberge Côte-Rôtie, Condrieu und Rhônetal. Das macht Lust auf ein Glas Wein!

Im Stadtpark hinter dem Touristenpavillon, erinnert ein Abschnitt der Via Agrippa an die römische Vergangenheit der Stadt.

Eine Vergangenheit, die überraschend aktuell bleibt: Auf der Suche nach einem Ort, um dieses berühmte Glas Wein zu probieren, stößt man am Ende einer Gasse auf einen der Schätze der Stadt, den Tempel von Augustus und Livia! ein völlig unerwarteter und überraschender Anblick! Erbaut im 1. Jahrhundert, hat der Tempel dem Wandel der Zeit getrotz, diente als Kirche, Handelshof, Museum, Bibliothek. der Tempel, der unter Denkmalschutz steht, ist eine der schönsten römischen Stätten in Frankreich. Im Jahr 1784 machte der spätere Präsident der Vereinigten Staaten, Thomas Jefferson, zu Besuch in Frankreich, einen Zwischenstopp in Vienne. In seinem Reisetagebuch skizziert er den Tempel mit seinen römisch-korinthischen Kapitellen auf den Säulen. Während seiner Amtszeit ließ er in amerika öffentliche Gebäude nach dem Vorbild des Augustus- und Livia-Tempels sowie seines "Zwillings", das Maison Carrée in Nîmes, errichten.

Direkt nebenan, kommen Schleckermäuler in der kleinen Schokoladenfabrik Panel das "Galet du Rhône" (Rhônekiesel) an: eine unwiderstehliche Nougatine, garniert mit feinen Mandel- und Haselnussplittern, umhüllt von zarter Schokolade. 

Gut versteckt liegt der Kreuzgang von Saint-André-le-Bas, letzter Zeuge eines im 6. Jahrhundert gegründeten Klosters. Ein eleganter Ort der Stille, mit einem schönen Garten mit Blumen und  Heilpflanzen.

Die Besichtigung geht weiter mit dem Dom Saint-Maurice, der aufgrund der langen Bauzeit zwischen 1030 und 1529 im romanisch-gotischen Stil gehalten ist. Der Erzbischof von Vienne, Gui de Bourgogne, wurde 1119 unter dem Namen Calixtes II in Cluny zum Papst gewählt. Zwischen 1311/1312 fand im Dom das Konzil von Vienne statt und der Templerordens wurde aufelöst: dessen Unabhängigkeit und Reichtum waren dem französischen König Philippe le Bel ein Dorn im Auge..

Die Kirche der ehemaligen Abtei Saint-Pierre, eine der ältesten Frankreichs aus dem 5. Jahrhundert, beherbergt ein fabelhaftes Lapidarium. Unter den Sammlungen, Mosaiken, Steinskulpturen von der Antike bis zum Mittelalter, steht auch die Marmorbüste von Pierre Schneyder. Diesem leidenschaftlichen Künstler ist es zu danken, dass die Bedeutung der antiken römischen Stadt erkannt wurde. Et hat viele Ausgrabungen vorgenommen und antike Gegenstände gerettet.

Nach dem Besuch der „Must-See“-Orte lassen wir uns bei einem Spaziergang durch die Gassen des historischen Herzens von der französischen "douceur de vivre, der beschwingten Leichtigkeit des Lebens gewinnen.

Wir bleiben vor dem Fenster von Jean-Jacques Dubernard stehen, einem gesprächigen und leidenschaftlichen Töpfer, der viele Jahre von Chals bis Roussillon Töpfereien gemacht hat. Durch das Fenster sieht man ihn bei der Arbeit an einer über 100 Jahre alten, antiken Tretmaschine. Aber nehmen sie sich Zeit, denn Jean-Jacques ist unerschöpflich, wenn er sieht, dass Sie sich für seine Arbeit und die Technik des glasierten Steinguts interessieren. Seine Stücke sind bunt und machen gute Laune!

Ein paar Straßen weiter präsentiert die Keramikerin Nathalie Pouzet - die Weggefährtin von Jean-Jacques - ihre Skulpturen: Porträts, fragmentierte Gesichter, Objekte in raffinierten und zeitlosen Formen.

Am Samstagmorgen kommen Menschen aus der ganzen Region auf den wirklich schönen Markt, den zweitgrößten Frankreichs. Er existiert seit 1270, erzählt der Tourismusdirektor Olivier Sanejouand stolz. Er kommt jeden Samstag zum Einkaufen, genau wie die Sterneköche der Region, Philippe Girardon und Patrick Henriroux. Sie kennen die besten Gemüseanbauer und Käseproduzenten. „Unter der Woche liefern sie uns natürlich ins Restaurant. Samstags kommen wir auf den Markt, um noch das eine oder andere frische Pordukt zu kaufen. „Achten Sie darauf, den Spinat nicht in eine Plastiktüte zu stofpen, er muss vorsichtig und mit Respekt behandelt werden!“, mahnt Philippe Girardon den jungen Verkäufer.

Nach dem Einkauf treffen sich alle im Temple-Kaffee, um den neuesten Klatsch auszutauschen.

So ist Leben in Vienne, es besteht aus interessanten Begegnungen, Entdeckungen, Verkostungen. Vienne ist eine Stadt, in der man sich die Zeit nimmt, das Leben zu geniessen ohne dass Langeweile aufkommt. Hier geniesst man guten Wein, köstliche Gastronomie und Musik. Das ganze Jahr über finden viele Veranstaltungen statt. Im Sommer zum Biespiel, treffen sich Wein- und Jazzliebhaber, bei  den Winzern von Condrieu und Côte-Rôtie  jede Woche in einem der verschiedenen Weingüter mit der Bezeichnung "« Vignobles & Découvertes »".

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