Neueste Ausgabe : 27 Mai 2023
Allzu oft besuchen Urlauber in hektischem Tempo die Schlösser der Loire. Ehrlich gesagt, wir auch, aber wir haben das Auto durch das Fahrrad ersetzt, um den Besuch von Schlössern mit der Entdeckung der Landschaften der Loire zu verbinden. In fünf Tagen besichtigten wir sieben Schlösser und legten rund 130 Kilometer zurück. Die Etappen waren kurz, um Zeit zu haben, ein wenig (viel zu wenig!) das Schlossleben zu genießen.
Tag 1. Tours – Montlouis. 13,4 km. Wir beschlossen, unsere kleine Reise in Tours zu beginnen und mit dem Zug dorthin zu fahren. In der Nähe des Bahnhofs holten wir unsere bei Roue Lib reservierten Fahrräder ab.
Nachdem wir ein paar Stunden im Zug verbracht haben, steigen wir gerne auf unsere "Drahtesel" für eine Stadtbesichtigung mit Simon, einem Reiseleiter mit Leib und Seele!
Obwohl die Fahrt durch einige Straßen des mittelalterlichen Viertels (abhängig vom Besucherandrang) nicht immer einfach ist, ermöglicht uns die Radtour, in kurzer Zeit ein Maximum an Orten zu entdecken, sowie die Ufer der Loire, die Brücken.
Aber wir wollen nicht zu lange in der Stadt bleiben und machen uns lieber auf den Weg entlang der Loire nach Montlouis, unsere erste Station.
Zumal das Gästehaus Le Clos du Roc ein wunderschönes Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert mit einem kleinen Park mit bemerkenswerten Bäumen ist. Die Zimmer sind wunderbar eingerichtet, die Table d'hôtes (auf Reservierung) köstlich und die Weine, die wir auf Anraten unseres Gastgebers verkostet haben, ganz nach unserem Geschmack!
Tag 2. Montlouis – Amboise-Rilly – Chaumont-sur-Loire. 36,8 km.
Unser erstes Schloss ist nur ein paar Pedaltritte entfernt. Amboise thront stolz über der Loire.
Schade, dass die Kapelle Saint-Hubert, in der sich das Grab von Leonardo da Vinci befindet, wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen ist.
Die Aussicht von den Terrassen des Schlosses ist großartig. Kein Wunder, dass Amboise während der Renaissance einer der Lieblingsorte der französischen Könige war.
Mit dem Histopad (kostenloser Verleih mit dem Eintritt) wird der Besuch noch interessanter, fast scheinen Anna von der Bretagne, François I. und Leonardo da Vinci scheinen wieder zum Leben zu erwachen.
Die Zeit vergeht viel zu schnell und nach einem kurzen Rundgang durch die Gärten, um die unzähligen in Kugeln geschnittenen Buchsbäume zu bewundern, steigen wir wieder auf unsere Fahrräder.
Während eines kurzen Rundgangs durch Amboise kaufen wir etwas Proviant auf dem Markt ein.
Wir kommen am Clos Lucé vorbei, dem Wohn- und Wirkungsort von Leonardo da Vinci, durchqueren Weinberge, bevor wir wieder zum Fluss gelangen.
Unterwegs machen wir eine kleine Weinprobe und Picknick (auf Reservierung, Tel. 06 43 09 30 93) im Domaine des Pierrettes in Rilly.
Wir halten uns mit dem Wein zurück, denn zum Château de Chaumont führt eine sehr steile Strasse hinauf. Das ist allerdings die einzige schwierige Passage unserer Schlössertour.
Großes und kleines Wohnzimmer, Bibliothek, Esszimmer, Billardzimmer, Wachraum, Schlafzimmer…. Chaumont ist sicherlich eines der am meisten ausgestatteten Schlösser im Loiretal!
Das Schloss war einst Eigentum von Katharina von Medici, dann von Diane de Poitiers und hat berühmte Besucher willkommen geheißen: Nostradamus, Benjamin Franklin, Germaine de Staël. Die letzte Privatbesitzerin, die Prinzessin von Broglie, führte es in die Moderne. Heute ist das Anwesen Eigentum der Region Centre Val de Loire und hat sich zu einem Zentrum für Kunst und Natur entwickelt.
Neben Kunstwerken, Wandteppichen und antiken Möbeln präsentieren einige Räume jedes Jahr Werke zeitgenössischer Künstler, die eine geheimnisvolle und poetische Atmosphäre schaffen.
Der Spaziergang durch den Landschaftspark mit seinen bemerkenswerten Bäumen führt zu den Stallungen, zum Musterbauernhof.
Der Besuch des Gartenfestivals (das jedes Jahr mehrere hunderttausend Touristen anzieht!) erfolgt leider im Laufschritt, da wir eine Fahrt auf der Loire in einem traditionellen Boot des Vereins Millière Raboton vom Pier unterhalb des Schlosses gebucht haben.
Der Abend bricht herein, als wir wieder auf unsere Fahrräder steigen, um die Loire zu überqueren und Veuzain und unser Bed & Breakfast Les Douves d'Onzain zu erreichen. Unser Zimmer befindet sich im malerischen Hélion-Turm (ein kleiner Teil der Mauer stammt von der alten Burg). Mit einem kleinen Boot dürfen Gäste auf dem Wassergraben fahren, der das Gebäude und den Park umgibt. Richtig romantisch! Statt zum Abendessen in eines der wenigen Restaurants im Dorf zu gehen (da hätte man auch reservieren müssen) geniessen wir unser Picknick (Käse und Salami vom Markt in Amboise), und eine Flasche Loiresekt aus der Dorfbar.
Die Gastgeber Octavie und Sébastien organisieren regelmäßig Ausstellungen und Konzerte.
Tag 3. Chaumont-sur-Loire – Cellettes – Cheverny. 35,2 km
Nach einigen Kilomtern entlang der Loire, verlassen wir den Fluss, für die Nebenroute zu den Schlössern der Loire.
Weniger glamourös als die großen Nachbarschlösser – daher weniger besucht – aber so liebenswert, das Château de Beauregard bei Cellettes.
Es liegt gut versteckt mitten in der Natur! Um dorthin zu gelangen, durchqueren wir einen weitläufigen Landschaftspark von 40 Hektar, wo die Schilder zu einem Spaziergang auf der Rasenfläche einladen, und wo ein Eishaus aus dem 18. Jahrhundert vom Know-how vergangener Zeiten zur Kühlung von Lebensmitteln zeugt.
Aber immer noch kein Schloss in Sicht! Wir gehen weiter durch ein kleines Wäldchen auf einem Weg, auf dem wir berühmte Persönlichkeiten treffen. Anekdoten lassen uns die Geschichte auf spielerische Weise neu entdecken.
Aber hier ist nun endlich das Château de Beauregard. Eine riesige Lilienblüte ist direkt in die Wiese geschnitten und zeugt vom königlichen Status.
Das ehemalige Jagdschloss von Fraçois I. ist für seine Portraitgalerie bekannt, eine einmalige Sammlung, die im Jahr 1617 begonnen wurde.
327 Porträts von Schlüsselfiguren der politischen Geschichte Frankreichs und Europas laden zu einer Geschichtsstunde ein.
Auch wenn es nicht viele Räume zu besichtigen gibt – das Schloss ist klein und immer noch bewohnt –, birgt es Juwelen wie eine Decke aus Lapislazuli, einen außergewöhnlichen Fussboden aus 5.600 Delfter Fliesen, einige bemerkenswerte Möbel.
Ganz zu schweigen von der prächtigen Standuhr im Vorzimmer des Schlosses. Obwohl sie aus dem Jahr 1711 stammt, funktioniert sie immer noch und spielt sechs Melodien.
Beim Gang durch die alte Schlossbibliothek bringen uns weitere Porträts zum schmunzeln: die der Hunde von heutigen Berühmtheiten.
Bevor wir weiterfahren, ist ein Gang durch den außergewöhnlichen Jardin des Portraits aus dem Jahr 1992 ein Muss. Er vereint 12 „pflanzliche Räume“, die an die 12 Porträtgruppen in der Galerie erinnern. Jedem dieser „Räume“ ist eine dominierende Farbe zugeordnet.
Wir wären gerne noch länger in dieser friedlichen Umgebung geblieben, zumal der Besitzer des Schlosses, Guy de Pavillon, extra für uns eine Führung voller Anekdoten gemacht hat.
Doch uns erwartet schon das nächste Schloss und wir steigen wieder auf unsere Fahrräder. Der Weg ist immer noch genauso schönSti.
Stil und Ambiente sind ganz verschieden im Château de Cheverny, Familienbesitz der Familie Hurault de Vibraye seit sechs Jahrhunderten. Im Jahr 1922 wurde es als erstes privates Schloss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Mit seinen Gobelin-Wandteppichen und außergewöhnlichen Möbelstücken gilt es als das am prächtigsten ausgestattete Schloss der Loire. Heinrich IV. hat hier im könglichen Schlafzimmer genächtigt.
Ebenso beeindruckend wie das Schloss ist der Park mit seinen perfekten Themengärten, darunter der Garten der Liebe. Sechs monumentale Bronzeskulpturen des schwedischen Bildhauers Gudmar Olovson sind als Hommage an das Leben, an die Liebe und an die Familie gedacht.
Der Waldteil des Parks (mehr als 100 Hektar) kann mit einem Führer, an Bord von Kutschen und Elektrobooten besichtigt werden. Wir bewundern die Allee der 157 Zedern während uns die kahlen Zypressen des Kanals an Louisiana erinnern.
Im Zwinger ziehen die hundert dreifarbigen anglo-französischen Hunde, eine Kreuzung aus Englischem Foxhound und Französischem Poitevin, ihre Show ab.
Übrigens: Hergé ließ sich hier zu seinem Château de Moulinsart inspirieren. Nach der beeindruckenden Pracht des Schlosses ist die Welt von Tim und Struppi in der Dauerausstellung „Die Geheimnisse von Moulinsart“ eine nette Abwechslung.
Gleich gegenüber dem Eingang zum Schloss lädt das Maison des Vins der AOC Cheverny zur Verkostung ein. 100 Cuvées der Appellation stehen zur Auswahl!
Heute Abend gibt es kein Picknick, sondern ein ausgezeichnetes Abendessen im Hotel-Restaurant Relais des 3 Châteaux.
Tag 4. Cheverny – Villesavin – Chambord – Saint-Dyé-Loire. 32 km
Wir verlassen die Loire, um ein weiteres, etwas weniger bekanntes Schloss zu entdecken.
Durch idyllische Landschaften erreichen wir das Château Villesavin mit seinem ländlichen Charme, seinem kleinen Bauernhof und seiner die Zucht von Poitou-Eseln.
Trotz ihrer scheinbaren Einfachheit erinnern Details der Fassaden an die von … Chambord.
Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass es von Jean le Breton, dem Gouverneur der Werke von Chambord, erbaut wurde. Daher der Spitzname „Bauhütte Chambord“. Die Erklärungen der Schlossführerin machen den Besuch viel interessanter und bringen Details ans Licht, die wir ohne ihre Erklärungen wahrscheinlich nicht bemerkt hätten!
Sehenswert sind auch das Hochzeitsmuseum mit seinen Sammlungen von Hochzeitskronen und ... Nachttöpfen, die Kapelle und der Schuppen mit den Autos.
Heute gehört Villesavin der Familie Sparr.
Wir schwingen uns wieder auf unsere Räder und fahren Richtung Loire. Hier treffen wir immer mehr Radfahrer. Offensichtlich nähern wir uns unserer nächsten Station.
Nach diesem sehr friedlichen kleinen Zwischenstopp im Herzen des Waldes tauchen wir ein in die Besuchermenge von Chambord, prächtiges Wahrzeichen der französischen Renaissance.
Das Schloss liegt im größten geschlossenen Park Europas: 5440 Hektar. Ackerland, Wiesen, Wälder, See, Fluss, Heidemoore, Weinberge und ein Dorf umgeben das Schloss.
Es war François I., der 1519 den Bau eines Palastes im Herzen der sumpfigen Gebiete der Sologne anordnete. Ein monumentaler Palast, als Symbol der Macht für den jungen König.
Allerdings dauerte es bis zur Herrschaft Ludwigs XIV. bis das Gebäude fertiggestellt und das Gelände saniert ist. Der Sonnenkönig hat dort mehrfach residiert und Molière präsentiert dort die Uraufführung seines „Bourgeois Gentilhomme“.
Seit 1930 gehört Chambord dem französischen Staat.
Um den Besuch der zahlreichen Räume und Säle optimal zu nutzen, nimmt man am besten an einer Führung teil (bei der auch für die Öffentlichkeit geschlossene Räume zugänglich sind). Oder Sie leihen ein HistoPad aus, um die Geheimnisse der Stätte zu entschlüsseln.
Im Herzen des Schlosses: die berühmte Doppelwendeltreppe, inspiriert von Leonardo da Vinci. Diese Aufwärtsspirale führt vom Erdgeschoss zu den Terrassen.
Nach so vielen Prachtstücken und so vielen Menschen fahren wir weiter zur Loire. Für unsere letzte Nacht wollten wir nahe am Fluss schlafen. Oder besser gesagt, auf dem Fluss, an Bord eines komfortabel eingerichteten Toue-Bootes. Das Picknick erwartet uns bereits an Bord. Eine einfache Mahlzeit, die aber dank des prächtigen Sonnenuntergangs eines Königs würdig ist! Olivier Lelong, der Besitzer dieser ungewöhnlichen Unterkunft, hatte die gute Idee, eine Flasche guten, gekühlten Loirewein hinzuzufügen!
Tag 5. Saint-Dyé-sur-Loire – Blois: 24 km.
Nach einer vom Plätschern des Wassers eingelullten Nacht brechen wir zur letzten Etappe entlang der Loire auf. Viele Schwäne schwimmen majestätisch auf dem Fluss.
Die Ankunft in Blois ist beeindruckend mit der Brücke, dem Schloss, den Kirchen und anderen Gebäuden, die sich vom Himmel abheben und sich im Fluss spiegeln.
Nach einem kurzen Aufstieg erreichen wir den Platz vor dem Königsschloss von Blois
Mit seinen vier Flügeln unterschiedlicher Stilrichtungen ist es ein wahres Schaufenster der Architektur der Loire-Schlösser vom Mittelalter bis zur Klassik.
Auch hier empfiehlt sich eine Führung, um für die Öffentlichkeit geschlossene Räume sowie kleine Geheimgänge, zu entdecken.
Wir beenden unsere Reise entlang der Loire und durch die Geschichte Frankreichs mit einem Besuch in einem ungewöhnlichen Museum, dem Haus der Magie, direkt gegenüber dem Schloss.
Unmöglich zu übersehen, wenn Drachen durch die Fenster erscheinen!
Dies ist das Universum eines der größten Zauberer, Robert Houdin, ein Kind von Blois. Ein Besuch zum Staunen und Träumen.
Am Ende des Nachmittags, nach einem letzten Blick auf die Loire, radeln wir zum Bahnhof Blois, um mit dem Zug nach Tours zurückzukehren.
Der Loire-Zug mit dem Fahrrad erleichtert die Fahrradtour. Abgesehen davon, dass die 17 reservierten Plätze schnell ausgebucht sind (17 Plätze, vor allem im Sommer, und es ist besser zu reservieren) und dass das "Self-Service-Boarding" vom Andrang abhängt.
DIE INFO
Die Loire à Vélo ist eine 900 km lange Radroute, die Cuffy (in der Nähe von Nevers) mit Saint-Brevin-les-Pins (Loire-Atlantique) verbindet. Es handelt sich um eine der schönsten Radrouten Frankreichs. Der größte Teil der Route „La Loire à Vélo“ durchquert ein Gebiet innerhalb des zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Gebiets mit Burgen, geschichtsträchtigen Städten und Dörfern, renommierten Weinbergen, lokaler Gastronomie, Loire-Landschaften und ungewöhnlichen Ausflugszielen.
https://www.loireavelo.fr
KOMFORTABEL :
Fahrradverleih in Roue Lib, 55, rue Bernard Palissy.Tel. 0676535213, nur wenige Minuten vom Bahnhof und dem Tourismusbüro entfernt. http://rouelib.eu/
Spaziergang an der Loire: Verein Millière Raboton, Mann der Loire, Tel. 06 88 76 57 14 https://www.milliere-raboton.net
Nächte:
Montlouis-sur-Loire: Gästehaus „Le Clos du Roc“ am 4 Quai de la Loire. Solch. 07 60 34 00 66.
http://www.leclosduroc.com/
Chaumont: Bed & Breakfast und Kunstgalerie: Les Douves in Veuzain (auf der anderen Seite der Brücke). Achtung: Abendessen in einem der wenigen Restaurants im Ort vorher reservieren. Besser: Planen Sie ein Picknick im romantischen Ambiente des kleinen Anwesens. 7 rue de l'Ecrevissière, Tel. 02 54 20 82 66
www.lesdouvesonzain.fr
Cheverny: Abendessen und Übernachtung im Relais des Trois Châteaux, 1 Place Victor Hugo,
Tel. 02 54 79 96 44.
https://www.relaisdestroischateaux.com/
Saint-Dyé-sur-Loire: Jenseits der Loire, Toue Cabanée, Quai de la Loire; Olivier Lelong, Tel. 06 89 16 49 34 (fragen Sie nach einem Picknickkorb für den Abend, um die romantische Atmosphäre optimal zu genießen).
https://www.val-de-loire-41.com/fiches/outre-loire/