Neueste Ausgabe : 22 Januar 2018
Wir sind zu einer 15-tägigen Reise nach Südindien aufgebrochen. Ehrlich gesagt hatten wir ein bisschen Angst. Indien erinnerte uns an hungernde Kinder, die auf dem Boden schlafen, verkrüppelte Bettler an jeder Straßenecke, magere Kühe die den Verkehr blockieren, und im unfairen Gegensatz dazu herrliche Paläste der Maharadschas. Klischees, die sicherlich der Realität entsprechen, aber es ist ein äußerst reduziertes Bild, das wir von diesem faszinierenden Land hatten. Und die es vor allem in den Megalopolen des Nordens gibt, während wir drei Südstaaten entdecken wollten, Tamil Nadu, Kerala und Karnataka.
Nach einem ereignislosen Flug, aber dennoch erschöpft von den langen Flugstunden, waren wir ungeduldig, den Flughafen Chennai in Tamil Nadu zu verlassen. Aber wir haben uns im Weg geirrt: Statt alle Schilder zu lesen, folgten wir den Indern zu den Zollschaltern. Fehler: Wir mussten zu einem anderen Schalter gehen: "E-Visum, Einwanderung". Und da wurde unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt: Das Gerät zur Abnahme unserer Fingerabdrücke funktionierte nicht…. Eine Stunde später, beanstandete ein Angestellter, dass unsere Koffer die letzten waren, die sich in einem verlassenen Raum eine Etage tiefer unermüdlich auf dem Gepäckband drehten, und geruhte, die Dinge zu beschleunigen.
Draußen begrüßt uns Harry, der für zwei Wochen unser Fahrer sein würde, mit einem breiten Lächeln. Wie ein guter Inder war er ruhig und freundlich, obwohl er stundenlang geduldig auf uns warten hatte müssen. Mit einem freundlichen Lächeln überreichte er jedem eine Blumenkette aus duftendem Jasmin. Bunte Glühbirnen verleihen dem Flughafen eine festliche Atmosphäre. Die Ferien können beginnen!
Wir hatten noch eine Autostunde vor uns, bis wir gegen 3 Uhr morgens endlich unseren ersten Halt erreichten, ein hübsches Strandhotel in Mahabalipuram, dem Ideal Beach Resort. Die Nacht wird kurz….
Wenige Stunden später entdecken wir den wunderschönen Strand, an dem unzählige Libellen herumflattern. Regenzeichen, sagt unser Guide. Aber nein, wir haben Glück!
Nur das Meer ist leider zum Schwimmen zu rau und wir hatten sowieso keine Zeit.
Nach dem Frühstück (viele herzhafte Speisen, das hier allseits unvermeidliche Toastbrot und indischer Kaffee: eine Abkochung aus Kaffee, mit Milch und Zucker) ist es Zeit für die ersten Besuche. Überall explodieren Feuerwerkskörper: Es ist Diwali, das Lichterfest. Alle tragen neue Kleider (Kinder müssen an diesen Tagen ihre Schuluniform nicht anziehen, sondern dürfen ihre neuen Outfits zeigen), Feuerwerksraketen werden abgefeuert denn der Lärm soll die Dämonen vertreiben.
Um uns die Architektur der verschiedenen Tempel zu erklären, uns die hinduistischen Götter und einen (sehr kleinen) Teil der fantastischen Legenden, die sie umgeben, zu erzählen, bringt uns unser Guide Tiru zu ganz eigentümlichen Granitformationen und Tempeln. Darunter Krishnas Butterkugel (die wir vergeblich versuchen ins Rollen zu bringen).
Sehr beeindruckend sind die monolithischen Tempel, die in einem Stück aus gigantischen Granitblöcken gehauen wurden, mit zahlreichen Statuen und Flachreliefs, die die Legenden der hinduistischen Götter darstellen.
Wir entdeckten Vishnu und seine Frau Lakshmi, Ganesh, Shiva… .. und die vielen Avatare von Vishnu, die in unterschiedlichen Erscheinungsformen auf die Erde kamen, um den Menschen zu helfen und ihnen den Weg zu zeigen. Je nach der Notlage die sein Eingreifen erforderte, nahm er die Gestalt eines Fisches, eines Ebers, eines Zwerges an ... Wir haben uns in all diesen Legenden ein wenig verloren, und bewunderten vor allem die Arbeit der Steinmetze.
Die unglaubliche "Herabkunft der Ganga", direkt in den Fels gemeisselt, ist ein wahres Geschichtsbuch! Dieses riesige Flachrelief (das größte der Welt?) aus dem 7. Jahrhundert mit einer Größe von 33 mal 12 Metern wird durch eine vertikale natürliche Felsspalte getrennt. Es erinnert an den Ganges, das Wasser, das durch Shivas Haar fließt.
Eine andere Szene illustriert die Buße des Arjuna, der sich selbst opfert, um Shivas Hilfe anzuflehen und eine Waffe zu erhalten, die es ihm ermöglicht, Dämonen zu besiegen. Man könnte Stunden verbringen, um die einzelnen Legenden zu entdecken.
In den benachbarten Höhlentempeln veranschaulicht ein riesiges Flachrelief das tägliche Leben in einem Dorf. Zu den Szenen gehört auch das Melken einer Kuh. Da sie nur mit einem Kalb neben sich Milch gibt, präparierten Kuhhirten ein totes Kalb, um sie zu täuschen ...
Etwas weiter, wie auf den sandigen Boden gestellt, befinden sich fünf monolithische Tempel, die an Prozessionswagen erinnern. Tempel und Tierstatuen wurden aus Granitblöcken gemeisselt.
Am nahen Strand, steht der Shiva geweihte Ufertempel. Der Tsunami 2014 hat leider überall an diesem Ort viele Menschenleben gefordert.
Die gesamte Stätte Mahabalipuram ist ein UNESCO-Weltkulturerbe.