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Alentejo, wo das heimliche Herz des Landes schlägt

Evora, prachtvolles historisches Zentrum

150 km nordöstlich von Lissabon war Evora schon immer eine der wichtigsten Städte des Landes. Ihr historischer Kern, UNESCO-Weltkulturerbe, ist ein wahres Freilichtmuseum, das von den verschiedenen Epochen ihrer Geschichte zeugt.

Ein Besuch in Evora ist wie eine Reise durch 2000 Jahre Geschichte. Eine Entdeckungsreise auf den Spuren des architektonischen Erbes, hinterlassen von den verschiedenen Kulturen und die das Stadtbild so eindrucksvoll prägen. Jede Periode der Geschichte des Landes hat ihre Spuren hinterlassen, die Römer, die Westgoten, die Mauren, die Spanier... Auch wenn es keine muslimischen Überreste gibt, kann man Mudéjar-Kunst in den Brunnen, Arkaden, Gärten erkennen.

Weiß getünchte Häuser (Farbe ist nur für den Sockel und die Rahmen erlaubt, um böse Geister abzuwehren) unterstreichen das außergewöhnliche architektonische Erbe: Römischer Tempel, Paläste aus dem Mittelalter und der Renaissance, 21 Klöster, 40 Kirchen, Aquädukt... Das Ganze bezaubert durch das harmonische Zusammenspiel der verschiedenen Architekturstile. Zwei weniger prächtige Gebäude stehen ebenfalls auf dem Besuchsprogramm: das erste Tribunal der Inquisition und die sehr makabere Knochenkapelle mit Wänden und Gewölben, die mit menschlichen Knochen ausgekleidet sind.

Wir beginnen unseren Besuch auf der Anhöhe der historischen Innenstadt. Auf dem Platz Conde de Vila Flor, wo sich unter anderem das „Museum der schrecklichen Erinnerung“ befindet, nämlich das Tribunal der Inquisition, der römische Tempel, und ein sehr schönes Hotel, die „Pousada dos Loios“, in einem ehemaligen Kloster. Die Rezeptionistin gewährt uns einen Blick in das Innere dieses wunderschönen Gebäudes, das seine ursprüngliche Architektur bewahrt hat. Wir fühlten uns eher wie in einem Museum als in einem Hotel. Der frühere Klostergarten, damals ein Ort der Meditation für die Mönche, beherbergt heute ein Schwimmbad, um den Komfort der Reisenden zu gewährleisten.

Gleich gegenüber erinnern die Säulen eines römischen Tempels aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. an die Anwesenheit der Römer. Die Basis und Kapitelle sind aus Estremoz-Marmor. Im Laufe der Zeit wurde er umgebaut, teilweise zerstört (aber 14 Säulen stehen noch) und diente vom 16. bis zum 19. Jahrhundert sogar als Schlachthaus und Metzgerei!

Ein paar Schritte weiter steht die beeindruckende Kathedrale im gotisch-archaischen Stil aus Granit auf dem früheren Platz der Moschee. Während der Rückeroberung der Stadt durch das Christentum, wurde die Moschee zerstört. An ihrer Stelle wurde eine der Jungfrau Maria geweihte Kirche errichtet, die Kathedralbasilika Unserer Lieben Frau von der Himmelfahrt, von den Portugiesen einfach "Sé" genannt (für "Basilica Sé Catedral de Nossa Senhora da Assunçao").

Zwei verschiedene mittelalterliche Türme, die das Portal flankieren, eine große zentrale Kuppel, drei große Kirchenschiffe, Kapellen, die mit Marmor in verschiedenen Farben geschmückt sind, Fresken, Altarbilder, polychrome Stein- oder Holzstatuen, eine Orgel aus dem 16. Jahrhundert, ein Kreuzgang, ein Museum für sakrale Kunst… es ist besser, sich Zeit (und einen Führer) zu nehmen, um die 1001 Schätze zu entdecken, die in der größten Kathedrale Portugals zu sehen sind!

Baptisterium aus einem einzigen Block aus gewundenem Marmor im manuelinischen Stil,

Die zentrale Kuppel: ein kiefernzapfenförmiger Turm, der von Zinnen umgeben ist

Zu den Domschätzen zählen zwei Statuen der schwangeren Jungfrau Maria. Eine der Statuen ist stammt aus dem 15. in einem barocken Rahmen aus dem 18.  Jahrhundert. Unserem Führer zufolge, sei der Kult der schwangeren Jungfrau Maria ist auf die hohe Sterblichkeitsrate von Frauen und Säuglingen bei der Geburt im Mittelalter zurückzuführen. Zukünftige Mütter haben sich daher unter den Schutz der Jungfrau gestellt, einer Mutter (fast) wie sie.

Aber das Leben der Stadt ist nicht in der Vergangenheit erstarrt. Die Hauptstadt des oberen Alentejo heißt fast 8.000 Studenten bei einer Bevölkerung von 50.000 Einwohnern willkommen. Ein Besuch der Universität ist ein Muss.

Dieses Gebäude ist ein wahres Azulejo-Museum, da die Wände der Treppen, des Kreuzgangs, der Klassenzimmer, des Refektoriums usw. mit diesen wunderschönen emaillierten Keramikfliesen verkleidet sind, die damals als Lehrmittel gedacht waren.

Die Professoren lehrten von der Kanzel aus. Daher der Ausdruck, laut unserem Führer, „der Lehrstuhl"

Das 1551 von João III. gegründete „College des Heiligen Geistes der Gesellschaft Jesu“ wurde 1559 in eine von den Jesuiten geleitete Fakultät umgewandelt. Nach Coimbra war es die zweite Universität in Portugal. 200 Jahre lang verbreitete sie ihre Lehre bis zur Vertreibung der Jesuiten 1759 und erst 1979 erhielt Evora seine (öffentliche) Universität zurück.

Von der Rua Cinco de Outubro gehen wir hinunter zum Praça do Giraldo Platz. Die kleine Straße ist gesäumt von (hübschen) Souvenirläden und Boutiquen mit lokalem Kunsthandwerk. Plaza do Giraldo ist der Treffpunkt der Stadt mit seinen Terrassen, Cafés und Geschäften unter den Arkaden.

Ein paar Schritte weiter bewundern wir die Fassade der alten Kirche Igreja da Graça aus dem 16. Jahrhundert. Ihr Portikus wird von einem Giebel gekrönt, der mit Engeln geschmückt ist, die die Erde tragen. Auch sind , was eigentlich selten ist,  auch Atlanter zu sehen. Dieses prächtige Gebäude der Renaissance-Architektur ist als Nationaldenkmal klassifiziert. Das ehemalige Kloster und seine Kirche werden von den portugiesischen Streitkräften genutzt.

Wenn Sie nicht einen kirchlichen Marathon machen, um die 40 Kirchen von Evora zu besichtigen, gibt es eine, die Sie nicht verpassen sollten, die Kirche von São Francisco. Aber Touristen kommen weniger wegen des gotischen und manuelinischen Stils als wegen seiner eigenartigen  Kapelle der Knochen mit Wänden, Säulen und Gewölben, die mit menschlichen Knochen und Schädeln bedeckt sind.

Diese makabre „Meditationskapelle“ wurde im 17. Jahrhundert von einem Franziskaner anstelle eines alten Schlafsaals errichtet, um Mönche, aber nicht nur sie, zu ermutigen, über den Tod und das Leben danach zu meditieren. Rund 5.000 Skelette waren nötig, um die Kapelle zu verkleiden, und der „Rohstoff“ war nach Pestepidemien im Überfluss vorhanden. Die Inschrift über der Eingangstür warnt den Besucher: „Wir, die Gebeine hier, warten darauf, dass deine zu uns kommen“.

Bevor wir unsere Gebeine dort zurücklassen, warten wir lieber noch etwas länger und bewundern stattdessen am Ausgang der Kirche die Darstellung der Geburt Christi, die die Geburt Jesu in Evora darstellt. Man erkennt Häuser der Stadt, aber auch einige Kirchen, das Aquädukt und natürlich den römischen Tempel.

 

DIE INFO

https://www.visitalentejo.pt/fr

Gästeführer, Libâno Murteira Reis, tél. 00 351 917 236 025, limureis@gmail.com, www.evora-mm.pt
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Wohnen
Evora Farm Hotel & Spa, 4 *, Herdade do Perdiganito, lt 52 Nossa Senhora de Machede , Évora ; https://evora.octanthotels.com/fr/